Hallo Adnan!
Ich hatte Dir im Chat versprochen, auf Deinen Beitrag (Zandvoort Grid B) zu antworten.
Ich finde Deinen Beitrag so gut, weil er zeigt, wie leicht Missverständnisse zustande kommen. Ich habe lange überlegt, wie ich den Kern meiner Antwort so klar und deutlich und verständlich wie möglich machen kann.
Unsere GPL-Regeln sind zwar nicht kompliziert, aber manchmal wird der SINN angezweifelt.
Du hast in Deinem Beitrag mehrere Sätze geschrieben, die zeigen, wo Probleme liegen
Hier einige davon:
- "Ist folgen von Ideallinie ein Spurwechsel?"
- "Ich denke das hinterherfahrende Fahrzeug vortrit lassen sollte zu dem das vorne liegt."
- "Ist das nicht eine von grund regeln in Racing das der der vorne liegt auswahl hat fuer die Linie? Haette Cooper gelupft, unfal haette nie passiert.... Stelle zu ueberholen war es sowie so nie.." (Bezieht sich auf Zandvoort)
- "... der der vorne ist, auf ideal linie bleiben kann und hintere mehr aufpassen muss vordere Fahrzeug nicht anzufahren."
Aus diesen Sätzen geht die Sorge hervor, dass unsere Regeln unnötig die Rechte des Vordermannes beschneiden.
Das stimmt aber nicht.
Dazu folgende Ãœberlegung:
Die Positionierung des Autos basiert auf dem WISSEN, wo sich die anderen Autos befinden.
Dieses Wissen ist der zentrale Punkt , der für die Realität genau so gilt wie für GPL.
In GPL wird dieses Wissen bekanntlich durch den enorm grossen toten Winkel (Blind Spot) beeinträchtigt.
Der Blind Spot führt zu zwei Klassen von Fahrern, die sich vor mir befinden können - den wissenden, und den unwissenden Fahren.
Die Forderung nach Wissen bleibt aber bestehen, also ERHÖHT sich logisch die Verpflichtung und Verantwortung des unwissenden Vordermanns , dieses Wissen zu erlangen.
Es geht also nicht um eine unsinnige Beschneidung der Rechte des Vordermanns, sondern um eine natürliche Erhöhung seiner Verantwortung, um der Forderung nach nötigem Wissen in GPL nachzukommen.
Dies wird offenbar sehr leicht missverstanden.
Jetzt kommt die goldene Gegenfrage:
Aber wieso kann man diese erhöhte Verantwortung nicht dem Hintermann übertragen, der doch sowieso normalerweise mehr aufpassen muss?
Jetzt stelle ich dieselbe Frage nochmal, stelle sie aber mit Blick auf das notwendige Wissen. Das sieht dann so aus: "Können zwei Fahrer, von denen mindestens einer (der Vordermann) nicht über das erforderliche Wissen verfügt, zusammen sinnvoll handeln?"
Da wird man doch gleich viel skeptischer als bei der ersten Frage, oder nicht?
Wenn man einen mehr praktischen Bezug dazu bekommen will, schaut man sich beispielweise Marco Saupe und Gerd Höfferer beim Start in Monza an.
Das tolle ist: hier geht es sogar "nur" um eine Gerade - noch nichtmal um eine Kurve!
Die beiden donnern also los, und irgendwann sieht Marco Saupe, wie rechts im Bild Gerd Höfferers Vorderrad erscheint.
Gerd hat Marco aus dem Sichtfeld verloren. Er weiss nur, dass Marco da irgendwo ist, und dass er wahrscheinlich ein Stück vorne liegt. GENAUSO war die Situation zwischen Ulf und Uli. Gerd und Ulf wissen beide auch überhaupt nicht, ob sie von ihren Hintermännern (Seitenmännern?) schon gesehen werden!
Wenn Marco oder Uli (die Hintermänner) jetzt jederzeit damit rechnen sollen, dass ihre Vordermänner plötzlich die Spur wechseln, dann ist das kein Rennen mehr, sondern ein Wettbewerb im Herzinfarkt erleiden!
Das funktioniert nicht.
Zum Schluss ein kleiner Auszug aus dem "Recommended Drivers Behaviour"
Auch hier wird deutlich, dass es weniger um die Frage geht, ob der Hintermann IMMER aufpassen muss, sondern, wie man mit mangelndem Wissen und mangelnder Orientierung umgehen sollte.
RDB:
"Die Lösung zu dem Problem, unmittelbar neben Autos zu fahren die man gar nicht sehen kann ist, mit sehr viel Vorsicht, Sorgfalt und Respekt vor den anderen Fahrernzu fahren. Sie müssen Ihre Scharfsinnigkeit und Vorahnung einsetzen. Am wichtigsten ist es genügend Raum für andere Autos zu lassen, sobald Sie vermuten, dass welche neben Ihnen sein KÖNNTEN . Sie können nicht so lange warten bis Sie sich sicher sind, dass welche neben Ihnen fahren. Zu dem Zeitpunkt an dem Sie sich sicher sind, d.h. wenn Sie die Autos sehen können, ist es zu spät. Meiner Meinung nach sollte man Platz lassen, sobald man Grund zur Annahme hat, es KÖNNTE jemand neben mir sein."
Vielleicht bringt das auch mehr Licht in die Zandvoort-Sache.
Bis zum nächsten Rennen, Adnan
Gruss
KJ
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